Jetzt war es soweit. Alle Nervosität war in den letzten Tagen verflogen. Wohlgemut machten wir uns auf die Pad, wie die unasphaltierten Wege hier heißen.
Vor allem für Frank mit dem schweren Hänger war es anfangs sehr ungewohnt, das Gleichgewicht zu halten. Streckenweise war es aber so schön wie Gleiten durch Tiefschnee :-).
Wie von Steve angekündigt, ging es nur abwärts. Allzu lange fuhren wir aber nicht mehr, denn die Tage sind halt kurz und wir wollten nicht später als in der Dämmerung aufbauen.
Wir sind "wildes" Zelten gewohnt, aber hier war es in der ersten Stunde schon unheimlich. Wir beide alleine in der riesigen Weite. Nicht einmal ein Baum neben uns, der Halt gegeben hätte. Mit Hilfe der neu erworbenen Satellitenkarte stellten wir fest, dass die Hügel vor uns 50 Kilometer entfernt sind. Und wir sahen jeden Meter der schnurgeraden Pad! Die gefahrenen 15 km zurück waren zu sehen, als ob es nur ein Katzensprung war.
Spätestens mit dem Erscheinen der wunderbaren Milchstraße hatten wir uns daran gewöhnt. Als dann noch der fettgelbe Mond auftauchte, waren wir nur noch begeistert.
Am nächsten Morgen rannten die ersten Kilometerzehner unter unseren Reifen weg, dass es eine Freude war. Mit Fernblick in alle Richtungen machten wir eine vorgezogene Mittagspause.
Über der Namib war eine Nebelschicht zu sehen. Zu dem Zeitpunkt nahmen wir an, dass es sich um den angekündigten Morgennebel handelt und wunderten uns nur, dass er so lange anhielt.
Nun kam auf uns die Entscheidung zu, ob wir die Nebenpad D 707 unter die Räder nehmen sollten oder es doch lieber sein lassen. Die netten Leute aus dem Namibia-Forum hatte mich mit Photos versorgt und Steve meinte, dass bis auf 2-3 Kilometer in einer langen Kurve alles okay sein sollte. Als Radfahrer mit schwerem Gepäck ist allerdings selbst wenig Sand schon ein Mühsal. Mich reizte es aber nach wie vor ungemein. Seitdem ich irgendwo im Netz mein erstes Bild der dortigen Landschaft gesehen hatte, war ich infiziert.
Als wir an der Abzweigung zur D 707 angekommen waren, war auch bei uns kein Sonnenschein mehr. Im Gegenteil, es windete heftig, war grau und ungemütlich. Die stärkende Kaffeepause konnte ich knicken. Am liebsten wäre ich gleich in meinen Schlafsack gekrochen. Das, was ich auf dem Hinweisschild sah, brachte mich erst recht fast zu schlechter Laune. Ich hatte nämlich 13 km zur Farm im Kopf, ausgeschildert waren aber 30. Ich prüfte alle Karten und Reiseführer - und es stimmte. Ich hatte wohl eher meinen Wunsch als die Realität abgespeichert. Mittlerweile war das Fahren anstrengender geworden: leicht hoch und schottriger. Schüttelnd vor Kälte schrumpfte unser Mut ganz klein.
Die D 707 war anfangs so sandig, dass wir entgegen Steve's Angaben, die uns so positiv gestimmt hatten, ans Umdrehen dachten.
Doch plötzlich begann eine gut zu fahrende Berg- und Talbahn. Später hängte ich mich in den kleinen Windschatten, den Frank + Yak bildeten So ging es.
Kurz vor Gunsbewys wurden wir von einer irren Lichtstimmung belohnt.
Auf den nächsten Bildern sieht man die Zäune, die uns (fast) die ganze Zeit über begleiteten. Da wir dies wussten, hatten wir uns vorgenommen, sie einfach zu akzeptieren.
Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass es mich zuhause direkt nach unser Rückkehr total betroffen, nachdenklich und auch wütend machte. In den Ecken, die wir bereisten, war es so gut wie nicht möglich, auch nur 50 Meter abseits der Pad spazierenzugehen, es sei denn, man ist irgendwo eingebucht oder zahlt Eintritt. Mir kam es schon als junges Mädchen unrecht vor, dass Land und Landschaft besessen werden kann. So krass wie hier habe ich es aber bislang nirgends gespürt. Vor allem lebten hier die San - ohne Zäune.
Am nächsten Tag lernten wir die Bedeutung der Zäune kennen und dass sie heutzutage einen Schutz bilden vor 4x4-Fahrern, die mit einer der Selbstbefriedigung dienenden Fahrt abseits der Pad den Boden auf Jahre zerstören.
Trotzdem, im Nachherein kam mir das bedrückende Gefühl so richtig hoch.
Die Flucherei ging jetzt erst richtig los als wir - sowieso schon spät dran und erschöpft - 3 km durch tiefen Sand zur Farn Gunsbeys schieben, ächzen, drücken mussten. Es war Sand in Bestform.
3 km können so endlos lang sein.
Auf der Farm angekommen, parkten wir die Räder auf der ersten Zeltmöglichkeit und gingen zum Haus. Es stand offen, aber keiner war da.
Müde wir wir waren, bauten wir schnell auf und verschwanden nach einem leckeren Mahl schnell zähneklappernd im Schlafsack.
Leckeres GERICHT: Spaghetti, getrocknete Zwiebeln, getr. Knoblauch, getr. Pastakräuter, Öl, 1 Dose Erbsen, 1 Packung Vakuum-Thunfisch.
INFO:
- Abzweig Asphaltstr. östl. von Aus - Farm Gunsbewys 90 km
- ca. 250 hm
- Übernachtung Gunsbewys 100 ND
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