13 July 2006

5 - Tirasberge

Nach dem Frühstück lernten wir Frau Gräbner kennen, eine pensionierte Hauptschullehrerin mit einem schier unendlichen Wissen über Afrika, die Buschmänner, die Dünen, die Pflanzen, über quasi alles und dem nicht pensionierten Wunsch, auch bei anderen Begeisterung für die Welt zu wecken und Wissen zu vermitteln.

Auch sie war eine begeisterte Radreisende, die alle Vorlieben und Nöte kannte. Später bereiste sie mit ihrem Mann, einem Biologen, die ganze Welt, vor allem aber Afrika. Irgendwann kauften sie die Farm als Alterssitz. Leider starb ihr Mann vor 6 Jahren.

Zwischenzeitlich richtete sie ein kleines Gästehaus ein und 3 sehr individuelle Zeltplätze. Diese waren liebevoll gestaltet mit einem Boden aus Steinen aus ihren Feldern, einer sondergefertigten, steinernen Tischplatte, einer Komposttoilette und einer Buschdusche sogar mit praktischen Haken aus Holzästen.

Beim Kaffee im Morgenlicht auf Frau Gräbners Veranda wurde schnell klar: Wir bleiben!


Frau Gräbner hatte uns nämlich angeboten, uns und unsere Räder mit ihrem 4 x 4 die drei Sandkilometer zur Pad zu fahren, da sie sowieso einiges auf ihrem Land und dem ihres Nachbarn kontrollieren müssen. Da könnten wir selbstverständlich auch mitfahren. Und ob wir wollten, was für eine Chance mehr Innenansichten zu erleben. Letztendlich verabredeten wir eine Fahrt von ca. 60 km bis über die vermeintlich kritische Stelle hinaus. Leider hatten wir ja unseren Zeitrahmen, der zu diesem Zeitpunkt noch sehr straff aussah.

Diesen Tag nutzten wir, um die angebotenen Führungen und Spaziergänge zu machen.
Gunsbewys liegt auf einer flachen Senke zwischen den Tirasbergen und den roten Dünen der Namib. Augenblicklich war die Senke gefüllt mit gelb wogendem Gras, weil es außergewöhnlich viel geregnet hatte. Dieser Anblick soll selten sein, wie uns immer wieder gesagt wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es in den normalen, trochenen Jahren hier aussehen mag.
Das Gebiet ist offiziell noch wenig geologisch kartiert, was Frau Gräbner bedauerte. Allerdings hatte sie die Unterlagen einer Studentin/Dokorandin(?), die ich mir anschauen durfte.


Wir fuhren auf einem kleinen Farmpad hinüber zu den Tirasbergen. Frau Gräbner beantwortete alle gestellten Fragen und zahlreiche nicht gestellte, ob es nun um die allanwesende Umzäunung ging, um beleibte Südafrikaner, die sich laut und schlecht benehmen oder um Pflanzen ging.

Am Fuße der Tirasberge lebten die Buschmänner, die San. Hier hatten sie im Schutz von großen Granitblöcken vor den aus Osten fallenden Winden ihre Sitzplätze.


Schwach waren Zeichnungen zu erkennen von grazilien Gestalten. Die Farbe für ihre Zeichnungen mischten die San aus Blut, Eisenoxyd und Eiweiß als Bindemittel.


Häufige Funde sind Reibsteine, mit denen die San auf flachen Granitblöcken ihre gefundene Getreide-Nahrung zerrieben, mahlten und pressten. Diese Platten Sind spiegelglatt. Alle Funde haben Frau Gräbner und ihre farbigen Angestellten selber gemacht. Sie erzählte, dass ihr Auge mit der Zeit immer besser geschult war.


Eine ganz große Besonderheit sind diese schwarzen Steine. Die Seite glänzt so, weil sich hier Nashörner gekratzt haben indem sie ihren Körper immer wieder am Stein entlang rieben. Dieses muss lange her sein, weil durch Erosion und Sedimentation die Steine mittlerweile teilweise vergraben sind.


Die Atmosphäre war sehr friedlich. Wie mag es den Menschen hier ergangen sein, bevor sie vertrieben wurden und ihre Land eingezäunt wurde?


Gestein wird in der Wüste besonders "strapaziert". Es gibt nie schützende Pflanzen, die Sonneneinstrahlung ist mächtig, was zu den Schuppen führt. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind beträchtlich und für die Frostsprengung verantwortlich.


Die entstandenen "Wollsäcke" sind Granit typisch. Wir kennen so etwas bereits aus Tafraoute/Marokko und natürlich in anderem Ambiente aus dem Harz.
Die gelben Pflanzen davor haben bei Bewegung durch Berührung heftige Gerüche verbreitet. Leider weiß ich den Namen nicht mehr. (Falls ihn jemand weiß, bitte mail)


In dieser schönen Ecke der Welt sahen wir unser erstes großes Webervögelnest. Später sollten wir noch viel gigantischere sehen, doch jetzt staunten wir nicht wenig.









Wir warfen nur einen kurzen Blick von unten in die Nester, weil die Vögel sich durch uns gestört fühlten und laut protestierend davon flogen.

Auf diesem Baum hatte sich ein kleiner Raubvogel niedergelassen. Im Hintergrund sind die Namib-Dünen zu sehen, allerdings durch das Tele näher als in Wirklichkeit.





Abendspaziergang auf die Dünen .......





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